CO2-freies Wohnen

von Dr. Elmer-Herzig
Da haben wir uns vor Jahren ein kleines halbes Doppelhaus am Waldrand von Potsdam kreditfinanziert erworben. Es gibt jedoch zwei dicke Probleme:
- Wie können wir unsere alte Gasheizung durch eine CO2-neutrale kostengünstige Heizung ersetzen, die im Betrieb bezahlbar bleibt?
- Wie bewahren wir unser Haus angesichts der durch den Klimawandel bedingten, immer wärmer und trockener werdenden Sommertage vor der mit hoher Wahrscheinlichkeit aus unserem Kiefernwald bald anrollenden Feuerwalze?
Zu Letzterem haben wir uns zunächst mal einen 29 m tiefen Brunnen bohren lassen und dort eine starke 8 bar erreichende Wasserpumpe versenkt, damit, wenn alle Siedlungsbewohner zum Löschen ihren Wasserhahn aufdrehen, aus dem es dann nur noch tröpfelt, wir davon unabhängig bis in die Spitzen der angrenzenden Bäume unser Brunnenwasser spritzen können. Doch was nützt so eine starke Pumpe, wenn beim Siedlungsbrand die Feuerwehr den Strom abschaltet? Da denkt man zunächst an einen bald anzuschaffendes Notstromaggregat. Doch der benötigte Diesel verdirbt bereits nach einem Jahr, so dass man den alten jährlich durch neuen ersetzen müsste, ganz abgesehen vom Diesel-CO2. Besser, aber ziemlich teuer wäre ein großer Stromspeicher mit Insellösung für den Ernstfall. Den könnten wir dann auch gleich noch als Speicher für die Stromerzeugung einer Photovoltaikanlage auf unserem Dach nutzen, um die kostenlose Sonnenenergie auch am Abend sowie nachts zu genießen und zugleich statt der alten Gasheizung eine Wärmepumpe mit dem selbst erzeugten Strom billig betreiben zu können. Verbleibt als letztes, noch zu lösendes Problem: Woher nehmen wir preisgünstigen Strom, wenn bei niedrigem Sonnenstand im Winter kaum Strom vom Dach zu ernten ist und Minusgrade dafür sorgen, dass gerade dann die Wärmepumpe sehr viel Strom benötigt. Solange Plusgrade herrschen, kann die Wärmepumpe mit 1kWh Strom der noch relativ warmen Luft bis zu 4 kWh Wärme entziehen. Sinkt das Thermometer jedoch in den Minusbereich, wird es energetisch immer aufwendiger, der kalten Luft größere Mengen Wärme zu entziehen. Dann sinkt das Verhältnis zwischen eingesetztem Strom und der damit erzeugten Wärme von 1:4 auf 1:3 bzw. 1:2, bis bei klirrender Kälte ein zusätzlich eingebauter Heizstab im Verhältnis von 1:1 das Haus beheizen muss. Wer aber soll das bei unseren hohen Strompreisen bezahlen?
Nach längerem Suchen bin ich hierzu bei einer Solarfirma namens 1Komma5Grad (1K5) fündig geworden. Nur diese Firma liefert außer den üblichen Bauteilen (Fotovoltaikplatten, Gleichrichter, Speicher, Wärmepumpe) noch ein elektronisches „Zaubergerät“ namens „Heartbeat“, welches uns über deren Zentralcomputer direkt mit der Börse verbindet und uns immer, wenn dort der Strompreis am niedrigsten ist, den Speicher mit billigstem Börsenstrom füllt. Das ist vor allem nachts von 2 bis 4 Uhr der Fall, wenn bei Wind die Windräder viel Strom erzeugen und zur Schlafenszeit wenig Strom benötigt wird oder wenn mittags bei Sonnenschein von tausenden von Fotovoltaikplatten viel Strom erzeugt wird, während Maschinen zur Mittagspause abgeschaltet werden. In beiden Fällen sinkt der Strompreis oft bis ins Negative, so dass man bisweilen sogar Geld dazu bekommt, wenn man in diesen Zeiten Strom abnimmt. Ansonsten müsste die Netzbetreiber ja Windräder anhalten bzw. Fotovoltaikanlagen abschalten, wofür sie den Betroffenen hohe Entschädigungsgelder zahlen müssten. Uns bleibt dann nur die Durchleitungsnetzgebühr für diesen Strom zu bezahlen, welche (wegen dem Windräder-bedingten Netzausbau) in Brandenburg derzeit bei 19,3 ct/kWh liegt, demnächst aber von der Bundesregierung im Sinne eines Länderlastenausgleichs um etwa 5ct gesenkt werden soll.
All dieses bedenkend haben wir uns mit Hilfe eines 50.000 €-Kredits von 1K5 eine solche Gesamtanlage einbauen lassen, zumal wir ein kleines Elektroauto besitzen, dessen Treibstoff von März bis Oktober kostenlos vom eigenen Dach fließt und im Winter, wie gesagt preisgünstig, direkt von der Börse kommt.
Verbleibt die Frage, ob das Ganze sich am Ende rechnet? Auf jeden Fall sparen wir die Gaskosten von derzeit rund 3.000 € im Jahr und das „Benzin“ etwa in gleicher Höhe, zumal auch unsere Jungs inzwischen eine Fahrerlaubnis besitzen. Andererseits kostete in den Wintermonaten Dez. - Febr. der Strom für die Wärmepumpe doch immerhin 1000 € monatlich. Jetzt im März kam aber bereits genügend Strom vom Dach und von April bis September werden wir eine Menge überschüssigen Solarstrom für 7ct/kWh ins Netz einspeisen (ein garantierter Preis für 20 Jahre) wofür wir jährlich rund 1000 € erhalten. Damit wären vom Kredit weitere 20.000 € beglichen. Hinzu kommt die beim Gas eingesparte CO2-Preiserhöhung, womit man vielleicht die Kreditzinsen verrechnen könnte. Dies alles zusammengenommen wäre die Amortisation des Ganzen vermutlich in 10, spätestens in 15 Jahren zu erwarten, so dass ich dies vielleicht noch vor meinem 90. Lebensjahr erleben könnte.